Was ist ein AGILECOACH?
In erster Linie hat ein AGILECOACH echten Spaß daran, andere Menschen größer zu machen. Ein exzellenter Softskilltrainer aus der AS&P-AGILECOACH-Zertifizierung sagte einmal, er sei „allparteilich“ – „neutral“ fand er zu passiv. Um andere größer zu machen, muss der AGILECOACH nicht unbedingt älter sein – aber es schadet auch nicht. Warum? Weil er von Führungskräften akzeptiert werden muss, um ihnen auf Augenhöhe Feedback darüber zu geben, was eine Führungskraft ausmacht und womit sie sich identifiziert: ihre Führung. Wer selbst schon in der Rolle des Managements war, verschafft sich leichter Gehör.
Akzeptanz bei Führungskräften
Auch junge Menschen können diese Akzeptanz bekommen, indem sie wirklich aufmerksam zuhören und die richtigen Fragen stellen. Du kennst das sicher: Wenn du wie von selbst auf die richtige Antwort kommst, dann hatte diese Erkenntnis einen hohen Wert. Ein guter AGILECOACH bringt dich dahin. Er gibt Hilfe zur Selbsthilfe. Gäbe er stattdessen alles Wissen aktiv und direkt weiter, wäre das kein Coaching, sondern Beratung. Ein guter AGILECOACH ist nicht der Beschützer des Teams: Das Product Owner Team oder das Management würden ihn als Hindernis ansehen, dass unbedingt überwunden werden muss.
NICHT: „Beschützer des Teams“
Er ist aber auch nicht der verlängerte Arm des Managements, das dem Team das Sprinten (oder Fürchten) beibringt. Nein, er ist „allparteilich“. Ein AGILECOACH kann AGILE und er kann COACHING. Er beherrscht die Methode AGILE in allen Lagen: bei XXL-Teams, globalen Teams, sehr kleinen Teams und AGILE in der Führung. Was das COACHING betrifft, hat er bei jeder Retro die momentan passende Methode parat, um dem Team mehr Vertrauen in sich selbst zu geben. Dabei fordern ihm vor allem Konfliktsituationen viel ab, dann ist er besonders gefragt.
Keine RETRO ohne AGILECOACH
Ein AGILECOACH lässt sich auch nicht missbrauchen: „Sprich du mit dem Boss, auf dich hört er“ oder umgekehrt vom Chef zum Team: „Mach denen mal Beine!“. Beides wäre fatal. Stattdessen bringt er beide Parteien dazu, Konflikte immer besser und alleine zu bewältigen – auch wenn er auf diese Weise irgendwann überflüssig wurde. Er wird es aber nicht: auch die erfahrensten AGILEN Teams brauchen einen AGILECOACH – wenn auch mit geringerer Intensität.
Warum braucht man einen AGILECOACH?
Sich von AGILE begeistern zu lassen geht schnell. Zu erkennen, dass sich die Führung ändern muss, damit die Teammitglieder besser performen, liegt auch schnell auf der Hand. Führungsgewohnheiten hingegen dauerhaft zu verändern ist sehr schwer. Nichts überzeugt mehr, als der erfahrene Erfolg. Echte Überzeugung kommt durch positive Erfahrungen. Diese erzeugen gute Gefühle – und davon will man mehr. Gute Gefühle verankern sich mit dem erlebten Inhalt. Sie erzeugen gute Stimmungen und diese stecken Andere an und werden von ihnen zurück auf den Sender reflektiert. Das bringt Energie. Eine Spirale die nach oben geht.
Erfolg und gute Gefühle
Aber es brauchte den ersten Impuls und jemanden, der diesen Prozess initiiert und begleitet und dann hilft, wenn es nicht gleich beim ersten Mal funktioniert. Nachhaltiger Erfolg braucht Gewohnheitsänderung. Menschen brauchen statistisch zwischen 30 und 250 Tagen, im Durchschnitt mindestens 66 Tage bis sich eine Gewohnheitsänderung wirklich nachhaltig einstellt. Das bisherige Verhaltensmuster zu ändern und es zuverlässig in einen neuen Rhythmus zu überführen, das braucht Begleitung. Dieser Begleiter ist der AGILECOACH.
Was macht ein AGILECOACH (Hard Skills)?
Einfach zusammengefasst: Der AGILECOACH kann 1. AGILE und 2. Coachen: dabei ist AGILE die „Hardware“, Coachen die „Software“. In der Hardware bringt er den Teams bei, in welchen Ritualen AGILE funktioniert und in der „Software“ begleitet er die Menschen auf ihrer Reise ihrer persönlichen Verhaltensänderung. Welche Verhaltensänderung? Im Management: die Veränderung hin zu guter Führung: 1. Klare Ziele 2. Freiraum und 3. Feedback. Im Team: die Veränderung von der Arbeitsgruppe hin zum echten Team. Die Fähigkeit zur Selbstorganisation und dem Aufbau von Selbstverantwortung. Eine irreführende Bezeichnung für den AGILECOACH ist aus meiner Sicht der Name „Scrum Master“. Woran denkst Du, wenn Du Master hörst? Genau das sollte gerade nicht seine Rolle sein. Ein AGILECOACH ist zu 100 % neutral. Der AGILECOACH ist der „Pfeil“ auf dem Bild: Menschen – größer – machen. Seine Aufgabe ist die „Menschenentwicklung“.
Was kann ein idealer AGILECOACH (Soft Skills)?
Der AGILECOACH ist verantwortlich für die Veränderung: für den Change von der heutigen Arbeitsweise – dem IST-Workstyle – in den agilen Rhythmus. Diese enorme Aufgabe ist nicht zu unterschätzen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der angestellte, nicht externe Coach in einem Abhängigkeitsverhältnis zu seinem Vorgesetzten steht. Wenn Du es heute schon schaffst, Ihrem Chef ein Feedback zu seiner Führung zu geben, sodass er sich authentisch bei dir bedankt und immer wieder Rat bei dir holt – dann bist du ein idealer Kandidat zum AGILECOACH.
AC = Agile + Coach: Methode und Menschenentwickler.
Ich werde oft gefragt: „Aus welchem Fachbereich soll der AGILECOACH kommen? Welches Talent, welche Erfahrung muss er haben? Ist es ein Fulltime-Job? Geht’s auch ohne AGILECOACH?“ Der Fachbereich (Vertrieb, Entwicklung, Produktion . . .) ist vollständig unerheblich, es kommt auf das Talent an. Welche Ausbildung? Viele, sehr gute AGILECOACHes hatten eine systemische Ausbildung, in der sie viel gelernt haben über Konfliktbehandlung und Problemlosung – vor allem aber über Selbstreflexion.
Wer bin ich? – Der Weg zur Selbsterkenntnis…
…ist eine nie endende Frage, die keine abschließende Antwort erreicht und immer wieder zu neuen Selbsterkenntnissen führt. Garantie für Erfolg oder notwendige Voraussetzung ist eine solche Ausbildung aber nicht. Entscheidend sind die Fähigkeiten zur Selbsterkenntnis und die Souveränität, die Du dabei gewinnen konntest. Als externe Beratung haben wir in unserem Team u.a. viele sehr erfahrene Coaches, die z. T. aus Top-Managementpositionen kommen oder ihre Industriekarriere bereits beendet haben. In unserer Ausbildung zum AGILECOACH hatten wir aber auch schon sehr viele junge Menschen, die ein Talent mitgebracht haben, über das wir nur staunen konnten.
Ein guter AGILECOACH kann/hat mehr Selbstreflexion.
Jeder, der was macht, macht Fehler. Ein guter AGILECOACH bemerkt eher seine gemachten Fehler und kann sie entsprechend schneller korrigieren oder beim nächsten Mal vermeiden. D.h. er kann sich quasi selbst Feedback geben, als ob zwei Stimmen in einer Person miteinander sprechen. Dieser „Streit“ der Stimmen ist dann konstruktiv, wenn es eine Guideline gibt, an der sich die Streitenden orientieren können – gewissermaßen eine höhere Ordnung. Beim AGILECOACH ist es die Klarheit über seine eigene Rolle. Was ist die Rolle des AGILECOACH’s und was nicht? Wann habe ich eine Grenzüberschreitung gemacht und muss sie ggf. korrigieren, möchte mich vielleicht entschuldigen und mich damit entlasten von der „Schuld“. Was ist der AGILECOACH – was ist er nicht? Er ist der Geburtshelfer zum Einstieg in die Rituale und der kontinuierliche Inputgeber für Verhaltensänderungen sowohl in der Führung als auch im Team. Sein Ziel ist: Menschen größer machen.
Fazit.
DER AGILECOACH – „der Menschen-größer-Macher“, ist ein sehr anspruchsvoller Job. Er ist nicht der Beschützer des Teams. Er ist nicht „Mädchen für alles“, er ist nicht der Konfliktlöser für das Team oder zwischen Team und Führung. Er bringt die Führung in gute Führung: 1. Klare Ziele, 2. Freiraum, 3. Feedback und er bringt Teams in mehr Eigenverantwortung und die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Dazu muss er in seiner Rolle akzeptiert werden: sowohl vom Team als auch von der Führung. Er kann es Fulltime oder auch Part Time machen. Er braucht ca. 20 % seiner Zeit für ein Team. Er darf unter keinen Umständen jemand aus dem Team oder der Führung (POT) in Personalunion sein – das wäre die Garantie zum Scheitern. DER AGILECOACH kann AGILE (die Hard Skills) und Coachen (die Soft Skills). Dazu gehört die Fähigkeit, die Methode an die verschiedensten Umgebungen (XXL- bis S- Projekte, lokal, global in Projekten oder in Fachbereichen und auch der Führung) anzupassen. Als Coach fühlt er die Menschen, er beherrscht Konfliktsituationen, kann moderieren und herausfordern, um Commitment und Spaß an Leistung zu entfachen. Ein guter Coach „dreht sich nicht mehr um die eigene Achse“ – er beherrscht die Selbstreflexion und übt sich ständig in der Selbstfindung. Er ist kein Superman (-girl) – er macht Fehler – aber er erkennt sie immer früher und kann sie immer besser korrigieren.